Systemischer Ansatz, demokratisches Grundverständnis
Schon seit vielen Jahren gibt es in der Einrichtung Strukturen, die die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen sicherstellen. Ein Baustein sind die Gruppensprecher, die in den Wohngruppen gewählt werden, um die Gruppenmitglieder zu unterstützen und beraten bzw. auch um in Konflikten zu vermitteln, Außerdem gibt es Kinderkonferenzen, bei denen die Kinder und Jugendlichen über aktuelle Entwicklungen in der Einrichtung informiert werden, die sie speziell betreffen. Dort werden auch Anregungen und Themen der Kinder von der Einrichtungsleitung aufgenommen und gemeinsam diskutiert.
Neben diesen Ämtern und Gremien sind die Kinder und Jugendlichen in die Freizeitplanung, die Gruppengestaltung, die Ausgestaltung der Regeln und Absprachen sowie die Gestaltung ihres direkten Lebensumfeldes stetig miteinbezogen. Ihre Meinung ist uns Pädagogen wichtig und wir beziehen sie im Alltag mit ein. Sie verwalten z. B. schon seit Jahren selbständig einen eigenen Jugendraum.
Darüber hinaus ist die Einrichtung seit über 15 Jahren in der Region-Heilbronn Franken im Verbund mit anderen Einrichtungen und vier Jugendämtern / Landkreisen in einem gemeinsamen Jugendhilfe-Forum organisiert. Dort entstand ein gemeinsames Qualitäts-management, das verbindlich angewendet wird. Es gibt gemeinsame Standards für die Hilfeplanung und die individuelle Leistungsplanung unter Verwendung von verbindlichen Vordrucken zu deren Dokumentation.
Das QMF Modell Heilbronn-Franken stellt, im Form systemisch ausgerichteter Pädagogik und Hilfeplanung folgendes sicher:
- //Verbindliche und systematisierte Hilfeplanung
- //Transparenz und gegenseitige Information im gesamten Prozessverlauf und zu allen Inhalten
- //Konsequente Einbeziehung der Kinder und Jugendlichen und ihrer Angehörigen
- //Gemeinsame Erstellung der Vorlage für die Hilfeplanfortschreibung
- //Verbindliches System zur Information und zur Partizipation bei der Gestaltung der Inhalte der Leistungsplanung bzw. des
persönlichen Erziehungsplanes
- //gemeinsame Reflexion über den Grad der Umsetzung der Ziele
des Hilfeplanes
- //Evaluationsbögen für die Betreuten, ihre Eltern oder sonstige Angehörigen zum Verlauf der Hilfe, zur Prozessbeteiligung und zur Zufriedenheit. Die Rückmeldungen werden in der Einrichtung ausgewertet und fließen in verschiedenen Einrichtungsprozessen, wie zum Beispiel Konzeptionsentwicklung oder Handbuchregelungen ein.
Partizipation und Mitbestimmung kann jedoch nur dann erfolgreich und nicht zufällig sein, wenn es in der Einrichtung feste und klare Beteiligungsstrukturen gibt, die für Betreute und Mitarbeiter gleichermaßen gelten und von allen mitgetragen werden. Manches was bisher mit Erfolg gelebt wurde, war an das Engagement einzelner MitarbeiterInnen auf Gruppen- und Leitungsebene geknüpft und sollte nicht verloren gehen. Im Rahmen der Konzeptionsentwicklung für die Gesamteinrichtung wurde das Thema auch von der Einrichtungsleitung auf die Agenda der Einrichtungsentwicklung gesetzt. Darüber hinaus gewann es durch die Diskussion um die Stärkung der Kinderrechte zusätzlich an Bedeutung. Die Notwendigkeit eines Beteiligungs- und Beschwerdekonzepts für Konzeptionen im Betriebserlaubnisverfahren war eine zusätzliche Motivation, sich einrichtungsintern mit dem Thema zu beschäftigen.
Durch die Teilnahme am Projekt Partizipation der Arbeitsgemeinschaft Erziehungshilfen (AGE) in der Diözese Rottenburg Stuttgart wurde es für die Einrichtung noch einmal deutlich besser möglich, sich intensiv mit der Einführung eines Partizipationskonzeptes zu beschäftigen. Ziel des Projektes war eine nachhaltige Implementierung eines Partizipationskonzeptes in der Einrichtungsstruktur und dem pädagogischen Alltag. Der gesamte Entwicklungsprozess war auf die Einbeziehung der Mitarbeitenden, der Kinder- und Jugendlichen, der Einrichtungs-leitung, der zahlreichen Reflexionen zum Thema und die gegenseitige Unterstützung der teilnehmenden Einrichtungen, sowie Ideen durch die Projektleitung ausgelegt.
Erste motivierende Impulse für die Teilnahme am Projekt kamen auch durch den Besuch einiger Jugendlicher bei den Caritas Jugendforen in der Marienpflege Ellwangen (2013) und bei St. Anna in Leutkirch (2014) in die Einrichtung. Austausch, Diskussion und Auseinander-setzung mit anderen Jugendlichen, die in ihren Einrichtungen bereits aktiv waren und diese Erfahrungen in Workshops einbrachten, erweiterten den Blick bei denen Kinder- und Jugendlichen in unserer Einrichtung, die mitsprechen sollten und wollten.