Jugendlichenfest
Die Idee eines Fests von und für die Jugendlichen bestand darin, den Jugendlichen die Aufgabe und zugleich die Chance zu geben, einen gruppenübergreifenden Abend für sich und alle anderen Jugendlichen, die in den unterschiedlichsten Formen im Rupert-Mayer-Haus betreut werden, zu gestalten. Dies gab es bislang in dieser Form im Rupert-Mayer-Haus noch nicht und wurde also ein Experiment für uns alle (Jugendliche, Mitarbeitende und Leitungskräfte).
Zuerst wurden die Jugendlichen in ihren Gruppenabenden / Kinderkonferenzen / Einzelkontakten gefragt, was sie an Vorschlägen für die Gestaltung eines gruppenübergreifenden Abends einbringen möchten. Diese Vorschläge wurden von den jeweiligen Gruppenmitarbeitenden gesammelt und an mich als Multiplikatorin weitergegeben. Auch hier nahm ich in meiner Rolle als Multiplikatorin die Funktion ein, die Vorschläge aus den jeweiligen Gruppen zu sammeln, aufzulisten und gebündelt in die Gruppen zurückzugeben. Die Information an die Jugendlichen erfolgte über E-Mails, die über die jeweiligen Gruppenbetreuer/innen an ihre Jugendlichen weitergegeben wurden bei den Wohngruppen über Gruppenabende, bei den ambulant betreuten Jugendlichen über die Einzelkontakte mit den Betreuer/innen.
Als die ersten Ergebnisse zu konkreten Wünschen und Ideen (die meisten Stimmen fielen auf einen Kinoabend mit Musik und Tanz) feststanden, beschlossen wir von der Arbeitsgruppe, dass wir alle Jugendlichen, die Interesse haben, sich aktiv an der Organisation und Gestaltung des Festes zu beteiligen, zu einem gemeinsamen Treffen einladen. Ziel dieses Treffens war, dass sich die Jugendlichen direkt und konkret bei diesem Treffen einbringen konnten und somit an einem demokratischen Abstimmungs- und Beteiligungsprozess mitwirken konnten. Es kamen Jugendliche aus den unterschiedlichsten Bereichen und das Treffen wurde von Mitarbeitenden moderiert. Aus Sicht aller Beteiligten war dieses Treffen ein voller Erfolg. Die Jugendlichen brachten sehr aktiv Ideen ein (die sie auch aus ihren Gruppen stellvertretend einbrachten) und erlebten sich dadurch selbstwirksam. Aus dieser lebendigen Runde entstanden viele konkrete Ideen für das gruppenübergreifende Fest. Bei diesem Treffen wurden viele Entscheidungen (was soll es zu essen, zu trinken geben, wie machen wir es mit der Musik/Tanz, usw.) direkt von den anwesenden Jugendlichen getroffen.
Sehr großes Engagement zeigten sie bei der Übernahme von Diensten und Beiträgen zum Buffet. Ein besonderes Highlight war die Idee einer alkoholfreien Cocktailbar, die von einer Wohngruppe eigenverantwortlich umgesetzt wurde.
Die Entscheidung, welcher Film gezeigt werden soll, gaben wir jedoch wieder an alle Jugendliche zurück, um allen, die Chance zu geben seine/ihre Stimme abzugeben.
Nach dem Treffen wurden die Jugendlichen wieder per E-Mail (und selbstverständlich über die Jugendlichen und Betreuer/innen, die beim Treffen waren) über die Ergebnisse informiert. Wir haben dieses gruppenübergreifende Treffen der Jugendlichen als sehr wichtigen Schritt für eine beteiligungsförderliche Kultur erlebt, die es in dieser Form bislang noch nicht gab. Eine Jugendliche aus einer Wohngruppe beschreibt folgendes: „Also, beteiligt hab ich mich beim Fest gut gefühlt. Das kann man öfters machen“.
Das Jugendlichenfest feierten wir mit über 35 Jugendlichen und 20 Mitarbeitenden und Leitungskräften bei guter Stimmung und schönem Wetter. Es gab einen von den Jugendlichen ausgewählten Film, ein leckeres selbst gestaltetes Buffet mit grillen, eine alkoholfreie Cocktailbar, sowie Tanz, Musik, Tischtennis, Spiele im Hof, Eis vom Eiswagen, uvm.
Eine Jugendliche aus dem ambulanten Bereich findet dafür ihre eigenen Worte:
„Ich fand toll, dass wir das meiste selbst entscheiden durften, dass das Wetter toll war und der Film war auch gut“.
Abschließend möchte ich anführen, dass unser neu erprobter beteiligungsförderlicher Weg viele positive Auswirkungen hatte. Es ist beim Planen, Organisieren und Feiern der Feste zwischen den Gruppen und Bereichen „ein Mehr an Miteinander/Gemeinschaft“ gewachsen sowohl auf der Ebene der Jugendlichen, als auch der Mitarbeitenden.
So möchte ich an dieser Stelle die Bereichsleiterin Jugendhilfe zitieren:
„Die Kids nehmen sich nun mehr als Teil vom Rupi wahr und nicht mehr nur als Bewohnerin einer Wohngruppe!“
Die Mitarbeitenden sind sich durch die gemeinsamen Festvorbereitungen anders näher gekommen als es durch die bisherigen Veranstaltungen möglich war. Das hat das Miteinander verstärkt“.