Partizipation als Chance
unserer Pädagogik

Einrichtung

Rupert-Mayer-Haus Göppingen in Trägerschaft der VvP gGmbH

Im Projektverlauf haben wir uns besonders intensiv mit der Etablierung eines funktionsfähigen Arbeitskreises Partizipation und mit einer beteiligungsförderlichen Struktur und Gestaltung gruppenübergreifender Kinder- und Jugendlichenfeste beschäftigt.


Projektdokumentation der Vinzenz von Paul gGmbH Bereich Jugendhilfe Göppingen
(Rupert-Mayer-Haus und Jugendwohnheim St. Georg)

  • //Projektverlauf und Erkenntnisses
  • //Good Practice am Beispiel des Kinderfestes und Jugendfestes
  • //Fazit und Ausblick

Projektverlauf und Erkenntnisse

Als wir uns zusammen mit 13 weiteren Jugendhilfeeinrichtungen der Diözese Rottenburg-Stuttgart ab Mai 2014 gemeinsam auf den Weg des Projekts „ Partizipation als Chance unserer Pädagogik“ machten, hatten wir als Rupert-Mayer-Haus und als Jugendwohnheim St. Georg bereits schon einiges an partizipativer Pädagogik über die Jahre erarbeitet und entwickelt, und dies wurde im pädagogischen Alltag bereits umgesetzt und gelebt.

Dennoch war die Teilnahme am Projekt, Anlass und Motivation für uns, um bestehende Strukturen, Abläufe und Instrumente zu überprüfen, sowie unsere Haltung und pädagogischen Handlungen zu reflektieren und entsprechend (weiter-) zu entwickeln.



Wie sind wir zu unserem Weg gekommen und welche Entwicklungsschritte gab es?

Zu Beginn des Projekts machte ich mich als Multiplikatorin auf den Weg, allen Gruppen und Bereichen das Projekt und die Leitideen, die daraus resultieren, vorzustellen. Dies war im Nachhinein sehr wichtig, denn so konnte jedes Team einzeln „abgeholt“ werden und vom gewinnbringenden Nutzen des Projekts „überzeugt“ werden. Ziel war, alle Bereiche und Gruppen in das Projekt einzubeziehen, was bei unseren dezentralen Strukturen und unseren sehr differenzierten und heterogenen Angeboten (offene Jugendarbeit, unterschiedlich ausgerichtete Wohngruppen, ambulante Hilfen, Jugendwohnheim, usw.)

eine große Herausforderung darstellte. Zusätzlich informierte ich alle Leitungskräfte in einer Sitzung des Gruppenleitungsteams über die Ziele und Chancen des Projekts. So wurde im Gruppenleitungsteam beschlossen, dass eine Kick-Off Veranstaltung mit allen Mitarbeitenden als gemeinsamer Startschuss zeitnah stattfinden soll, sowie die Gründung eines „Arbeitskreises Partizipation“ in die Wege geleitet wird.



Gründung eines „Arbeitskreis Partizipation“

So fand im Januar 2015 die „Kick-Off-Veranstaltung Partizipation“ mit allen Mitarbeitenden des Bereichs Jugendhilfe statt und der „Arbeitskreis Partizipation“ wurde gegründet. Der Arbeitskreis setzt sich aus jeweils einem Mitarbeitenden jeder Gruppe, sowie der pädagogischen Leiterin des stationären Bereichs und mir als Multiplikatorin zusammen. Nach mittlerweile fast zweijährigem Bestehen des Arbeitskreises, stellt dieser für uns ein zentrales strukturelles Instrument dar, um eine kontinuierliche Präsenz und Weiterentwicklung des Themas Partizipation zu gewährleisten. Hier können Fragen aus der Alltagspraxis, aber auch einrichtungsspezifische Aufträge und Themen mit Vertreter/innen aus allen Bereichen aufgegriffen und ggf. bearbeitet werden.

Darüber hinaus ist hier Raum und Zeit für die Mitarbeitenden sich über gruppenspezifische pädagogische Praxis zum Thema auszutauschen. Die Wirkung ist konkret daran wahrnehmbar, dass die Mitarbeitenden viel in Diskussion miteinander gehen und für sich und ihr Team, und somit für die pädagogische Arbeit mit ihren Kindern, Jugendlichen und Klient/innen, Ideen von anderen Mitarbeitenden und anderen Teams „mitnehmen“.

So beschreibt eine Mitarbeiterin ihre Teilnahme am Arbeitskreis und die daraus resultierende Wirkung folgendermaßen:

„ Meine Teilnahme am AK-Partizipation hat mich sehr beflügelt. Es war über die letzten 2 Jahre hinweg beobachtbar, dass Kinder und Jugendliche, denen man mit einer durch den partizipatorischen Gedanken evtl. veränderten Haltung begegnet, sich mit einbringen wollen und können. Besonders schön fand ich eine Kinderkonferenzstunde, in der alle Kinder unsere Kanufreizeit mitorganisiert haben. Es wurde diskutiert, Möglichkeiten ausgelotet, abgestimmt und vorhandene Grenzen akzeptiert…..wirklich akzeptiert. Gelebte Demokratie eben…einfach klasse! Die positiven Erfahrungen flossen in den Gruppenalltag mit ein, die Kinder wirkten entspannter, fragten mehr nach und hinterfragten die Erzieher aktiv“.



Hausinterne Kommunikationsstruktur

Des Weiteren hat es sich über die Dauer des Projekts bewährt, dass regelmäßige Treffen (ca. alle 4-6 Wochen) zwischen der Bereichsleiterin Jugendhilfe und mir als Multiplikatorin stattfinden. Der Informationsfluss sowie der Austausch über die aktuellen Themen werden dadurch gut gewährleistet.

Da es im Rupert-Mayer-Haus (noch) kein Jugendparlament gibt, haben wir uns für die folgenden Kommunikationsebenen (diese sind selbstverständlich zirkulär zu sehen!) entschieden:

  • //Bereichsleitung Jugendhilfe-Multiplikatorin
  • //Arbeitskreis Partizipation (Besetzung siehe oben)
  • //Vertreter/innen aus Arbeitskreis - Team
  • //Team-Kinder/Jugendliche/Klient/innen
  • //Themenspezifische Arbeitsgruppen ( z.B. Arbeitsgruppe Kinderfest/Jugendfest, Arbeitsgruppe Willkommensmappe, usw.)

Die Erfahrung mit unserer Kommunikationsstruktur ist, dass diese in aller Regel gut funktioniert, jedoch viel Zeit und Geduld erfordert. Schnelle Entscheidungsprozesse sind kaum möglich. Auch ist Disziplin und Verlässlichkeit auf Seiten aller Beteiligten erforderlich, die getroffenen Absprachen zeitgerecht einzuhalten.

Zudem gilt es zu bedenken, dass die Motivation der Kinder/Klient/innen teilweise abebbt, wenn Planungs- und Entscheidungsprozesse viel Zeit in Anspruch nehmen. So wäre es zukünftig zu überlegen, dass bei themenspezifischen Arbeitsgruppen die Kinder/ Klient/innen zusammen mit den Mitarbeitenden Arbeitsgruppen bilden. So wären zum einen eine direkte und somit schnelle Kommunikation möglich, zum anderen würden die Kider/Klient/innen die Erfahrung machen, unmittelbar einbezogen und beteiligt zu werden. Dieser Weg wäre aus partizipatorischen Überlegungen heraus wünschenswert und sehr sinnvoll, jedoch stößt dies in der Praxis an Grenzen. Zum einen sind die Zeitressourcen der Mitarbeitenden oft knapp, zum anderen gestaltet sich die Terminfindung innerhalb einer Arbeitsgruppe, die sich aus mehreren Mitarbeitenden und Kinder/Klient/innen (die sich in unterschiedlichen Bereichen und Orten befinden) zusammen setzten soll, als äußert schwierig.

Eine mögliche realistische Vorgehensweise könnte darin bestehen, nicht grundsätzlich bei allen Themen, diesen Weg einer Kinder-Mitarbeitenden-Arbeitsgruppe zu gehen, aber bei einzelnen von allen Beteiligten (Leitungskräfte/ Mitarbeitenden /Kinder) bewusst und sorgfältig ausgewählten Themen.



Partizipation als gelebte Alltagskultur

Ein wesentliches Ziel des Projekts besteht darin, dass die Einrichtung sich während der Dauer des Projekts auf den Weg macht, ein „noch mehr“ an Partizipation im Alltag zu entwickeln, sowie bereits bestehende, gewinnbringende Beteiligungsansätze bewusst umzusetzen. Als gut gelungen wurde es von Leitungskräften, Mitarbeitenden und mir als Multiplikatorin erlebt, das Thema Partizipation während der Projektdauer kontinuierlich präsent zu halten. So entstanden mehrere Projekte:

  • //Es fanden bislang zwei Haus- und Erzieherkonferenzen – die von den Mitarbeitenden für die Mitarbeitenden gestaltet wurden- sowie ein
    Klausurtag zu den unterschiedlichsten Partizipations-Themen statt.
    Dies wurde von uns als sehr gewinnbringend erlebt und als Impuls,
    um sich auf den Gruppen / in den Bereichen weiter damit zu
    beschäftigen. Im März 2017 ist eine weitere Haus- und Erzieherkonferenz
    geplant mit dem Thema „Wie können wir nachhaltig sichern,
    das Thema Partizipation auch nach Ende des Projekts präsent zu halten?“
  • //Wir haben ein Beschwerdemanagement für Mitarbeitende
    entwickelt und eingeführt.
  • //Wir haben eine Willkommensmappe für alle Kinder/ Jugendlichen der
    Einrichtung entwickelt und die Willkommenskultur auf den Gruppen im AK
    und teilweise auf den Gruppen / in den Bereichen thematisiert
  • //Wir haben gruppenübergreifende Feste mit den Kindern und Jugendlichen organisiert, gestaltet und gefeiert

Diese konkret sichtbaren Projekte spiegeln aber nur einen Teil der Wirkungen des Projekts wider. Ein weiterer sehr wichtiger Aspekt sind die Veränderungsprozesse in der Haltung der Leitungskräfte und Mitarbeitenden. So erlebte ein Wohngruppenteam das Projekt u.a. folgendermaßen: „Das Thema und die Dringlichkeit von Partizipation ist mehr in den Fokus gerückt. Die Projekte sind sehr schön geworden, das Engagement war spürbar“.



Jugendfest

Diese Veränderungen in der Haltung haben wiederum konkrete Auswirkungen auf den Umgang mit den Kindern/Jugendlichen/Klient/innen. Diese sind jedoch schwieriger zu greifen und sichtbar zu machen. Auch fällt es nicht leicht auszumachen, was sich genau während der Pro-jektdauer in der Haltung von Leitungskräften und Mitarbeitenden verändert hat und was ggf. bereits davor vorhanden war. So zitiere ich an dieser Stelle eine Mitarbeiterin aus dem ambulanten Bereich:

„Mir ist bewusst geworden, wie viel Partizipation wir schon haben bzw. ermöglichen, aber auch dass immer noch mehr geht“. Allgemein nehme ich als Multiplikatorin jedoch „ein Mehr an Sensibilität und Bewusstsein“ im Umgang mit dem Thema Partizipation wahr. Dies ist im Arbeitskreis deutlich erlebbar, wenn es um alltagspraktische Fragen geht, wie beispielsweise: „Wie schafft ihr es, dass sich eure Kinder aktiv beim Gruppenabend beteiligen?“ oder „Was dürfen eure Kinder in der Freizeit selbst bestimmen?“. Die Mitarbeitenden diskutieren vermehrt durch die „Partizipationsbrille“ und reflektieren bzw. überprüfen ihre pädagogischen Handlungen bewusster im Hinblick auf die Einhaltung und Gewährleistung einer grundlegend partizipativ ausgerichteten Alltagspädagogik. Hier möchte ich ein Zitat der pädagogischen Leiterin des stationären Bereichs anführen, die diesen Haltungsprozess folgendermaßen beschreibt: „ Ich bin sowohl aufgrund der Teilnahme am AK als auch aufgrund des gesamten Projekts sensibler geworden und nehme den Bereich der Partizipation mehr in den Blick- egal um welche Themen es sich handelt (Projektplanung, Krise…) und egal, ob es ich um MitarbeiterInnen oder KlientInnen handelt. Generell habe ich das Gefühl bzw. die Idee, dass sich diese Auswirkung nicht nur bei mir, sondern im ganzen Haus zeigt.



Kinderfest
Projektdokumentation

Good practice am Beispiel Kinderfest und Jugendfest

Zu den „Partizipations-Highlights“ im Jahr 2016 gehören in erster Linie die beiden Feste, die wir im Sommer gruppenübergreifend gefeiert haben: das Kinderfest (Kinder bis 12 Jahre) und das Jugendlichenfest (Jugendliche ab 13 Jahre). Ich möchte nachfolgend die einzelnen Schritte beschreiben, die wir auf dem Weg zu den Festen gemeinsam gegangen sind:


Am Anfang stand eine Umfrage in allen Gruppen/Bereichen an, ob die Kinder/Jugendlichen Interesse hätten, gruppenübergreifend eine Veranstaltung zu planen, zu organisieren und natürlich zu feiern. Nahezu alle Gruppen/Bereiche zeigten großes Interesse und so beschlossen wir einen Arbeitskreis „Kinder- und Jugendfest“ zu gründen. Dieser bestand aus mehreren Mitarbeitenden der Wohngruppen, Tagesgruppe, des ambulanten Bereichs und mir als Multiplikatorin.

Schnell wurde uns in der Arbeitsgruppe klar, dass wir möglichst bald die Kinder/ Jugendlichen bei unseren Überlegungen einbeziehen wollen. Entschieden haben wir im Arbeitskreis, dass es zwei Veranstaltungen geben soll, um sowohl den Bedürfnissen und Interessen der Kinder als auch der Jugendlichen gerecht zu werden.



Kinderfest

Die Kinder wurden befragt, was sie an Vorschlägen für einen gemeinsamen, gruppenübergreifenden Nachmittag hätten. Die Kommunikation lief über die Mitarbeitenden der jeweiligen Gruppe, die mit ihren Kids in Diskussion gingen, deren Ideen sammelten und an mich als Multiplikatorin zurückmeldeten. Somit fungierte ich sozusagen als „Sammelzentrale und Koordinatorin“. Es kamen tolle, vielfältige Ideen (Kinonachmittag, Kinderdisco, Kinderspielnachmittag, Schnitzeljagd,…). Alle von den Kindern genannten Vorschläge wurden von mir gesammelt und in einer nächsten Runde allen Kindern zur Abstimmung gegeben. Dasselbe Schema wurde beim Thema „Essen und Trinken“ angewendet. Die Kinder beteiligten sich sehr aktiv, wobei selbstverständlich das Engagement der Mitarbeitenden der Gruppen hierbei gefordert war.

Die Auszählung der Stimmen ergab eine Pattsituation zwischen Kinonachmittag und Kinderdisco. Somit entschieden wir im Arbeitskreis beides anzubieten und einen bunten Kinderfestnachmittag mit Kino, Kinderdisco und Spielen gemeinsam zu gestalten. Nun waren wieder die Kinder gefragt, Filmvorschläge zu machen. Es kam eine Vielzahl an Filmen als Vorschlägen aus den unterschiedlichen Gruppen. Auch diese wurden wieder bei mir gesammelt und dann an die Gruppen zur Abstimmung weitergegeben. Jedes Kind konnte seine Stimme abgeben und hierbei in einen demokratischen Prozess erleben, wie es zu Entscheidungen kommt.

Das Ergebnis der Filmabstimmung wurde „offiziell“ allen Kindern nach Auszählung verkündet. Ebenso die Essens- und Getränkeauswahl. Die Organisation des Festes wurde hauptsächlich in einer themenspezifischen Arbeitsgruppe (Arbeitsgruppe Kinder- und Jugendfest) besprochen und über bestehenden Kommunikationsstrukturen (Rundmails, Arbeitskreis Partizipation, usw.) transportiert. Dies hat aus unserer Sicht gut funktioniert, jedoch wäre es wünschenswert beim nächsten Kinderfest, die Kinder noch direkter zu beteiligen, z.B. indem sie zusammen mit den Mitarbeitenden eine Arbeitsgruppe zur Vorbereitung bilden. Das Kinderfest selbst war ein toller Nachmittag, der von allen Beteiligten (Leistungskräften, Mitarbeitende und Kinder) als sehr bereichernd erlebt wurde. Das Besondere daran war, dass es gelungen ist, Mitarbeitende und Kinder aus allen Bereichen des Rupert-Mayer-Hauses zu beteiligen. So wurde unser Gemeinschaftsgefühl („Wir als Rupert-Mayer-Haus“) gestärkt. Dies beschreibt eine Mitarbeiterin sehr pointiert mit folgenden Wörtern:

„Wie toll, dass so viele unterschiedliche Kinder so viel Spaß hatten und das ohne Streitereien“.



Jugendlichenfest

Die Idee eines Fests von und für die Jugendlichen bestand darin, den Jugendlichen die Aufgabe und zugleich die Chance zu geben, einen gruppenübergreifenden Abend für sich und alle anderen Jugendlichen, die in den unterschiedlichsten Formen im Rupert-Mayer-Haus betreut werden, zu gestalten. Dies gab es bislang in dieser Form im Rupert-Mayer-Haus noch nicht und wurde also ein Experiment für uns alle (Jugendliche, Mitarbeitende und Leitungskräfte). Zuerst wurden die Jugendlichen in ihren Gruppenabenden / Kinderkonferenzen / Einzelkontakten gefragt, was sie an Vorschlägen für die Gestaltung eines gruppenübergreifenden Abends einbringen möchten. Diese Vorschläge wurden von den jeweiligen Gruppenmitarbeitenden gesammelt und an mich als Multiplikatorin weitergegeben. Auch hier nahm ich in meiner Rolle als Multiplikatorin die Funktion ein, die Vorschläge aus den jeweiligen Gruppen zu sammeln, aufzulisten und gebündelt in die Gruppen zurückzugeben. Die Information an die Jugendlichen erfolgte über E-Mails, die über die jeweiligen Gruppenbetreuer/innen an ihre Jugendlichen weitergegeben wurden bei den Wohngruppen über Gruppenabende, bei den ambulant betreuten Jugendlichen über die Einzelkontakte mit den Betreuer/innen.

Als die ersten Ergebnisse zu konkreten Wünschen und Ideen (die meisten Stimmen fielen auf einen Kinoabend mit Musik und Tanz) feststanden, beschlossen wir von der Arbeitsgruppe, dass wir alle Jugendlichen, die Interesse haben, sich aktiv an der Organisation und Gestaltung des Festes zu beteiligen, zu einem gemeinsamen Treffen einladen. Ziel dieses Treffens war, dass sich die Jugendlichen direkt und konkret bei diesem Treffen einbringen konnten und somit an einem demokratischen Abstimmungs- und Beteiligungsprozess mitwirken konnten. Es kamen Jugendliche aus den unterschiedlichsten Bereichen und das Treffen wurde von Mitarbeitenden moderiert. Aus Sicht aller Beteiligten war dieses Treffen ein voller Erfolg. Die Jugendlichen brachten sehr aktiv Ideen ein (die sie auch aus ihren Gruppen stellvertretend einbrachten) und erlebten sich dadurch selbstwirksam. Aus dieser lebendigen Runde entstanden viele konkrete Ideen für das gruppenübergreifende Fest. Bei diesem Treffen wurden viele Entscheidungen (was soll es zu essen, zu trinken geben, wie machen wir es mit der Musik/Tanz, usw.) direkt von den anwesenden Jugendlichen getroffen.

Sehr großes Engagement zeigten sie bei der Übernahme von Diensten und Beiträgen zum Buffet. Ein besonderes Highlight war die Idee einer alkoholfreien Cocktailbar, die von einer Wohngruppe eigenverantwortlich umgesetzt wurde. Die Entscheidung, welcher Film gezeigt werden soll, gaben wir jedoch wieder an alle Jugendliche zurück, um allen, die Chance zu geben seine/ihre Stimme abzugeben.

Nach dem Treffen wurden die Jugendlichen wieder per E-Mail (und selbstverständlich über die Jugendlichen und Betreuer/innen, die beim Treffen waren) über die Ergebnisse informiert. Wir haben dieses gruppenübergreifende Treffen der Jugendlichen als sehr wichtigen Schritt für eine beteiligungsförderliche Kultur erlebt, die es in dieser Form bislang noch nicht gab. Eine Jugendliche aus einer Wohngruppe beschreibt folgendes: „Also, beteiligt hab ich mich beim Fest gut gefühlt. Das kann man öfters machen“. Das Jugendlichenfest feierten wir mit über 35 Jugendlichen und 20 Mitarbeitenden und Leitungskräften bei guter Stimmung und schönem Wetter. Es gab einen von den Jugendlichen ausgewählten Film, ein leckeres selbst gestaltetes Buffet mit grillen, eine alkoholfreie Cocktailbar, sowie Tanz, Musik, Tischtennis, Spiele im Hof, Eis vom Eiswagen, uvm. Eine Jugendliche aus dem ambulanten Bereich findet dafür ihre eigenen Worte:

„Ich fand toll, dass wir das meiste selbst entscheiden durften, dass das Wetter toll war und der Film war auch gut“.

Abschließend möchte ich anführen, dass unser neu erprobter beteiligungsförderlicher Weg viele positive Auswirkungen hatte. Es ist beim Planen, Organisieren und Feiern der Feste zwischen den Gruppen und Bereichen „ein Mehr an Miteinander/Gemeinschaft“ gewachsen sowohl auf der Ebene der Jugendlichen, als auch der Mitarbeitenden. So möchte ich an dieser Stelle die Bereichsleiterin Jugendhilfe zitieren: „Die Kids nehmen sich nun mehr als Teil vom Rupi wahr und nicht mehr nur als Bewohnerin einer Wohngruppe!“ Die Mitarbeitenden sind sich durch die gemeinsamen Festvorbereitungen anders näher gekommen als es durch die bisherigen Veranstaltungen möglich war. Das hat das Miteinander verstärkt“.

Projektdokumentation

Fazit und Ausblick

Durch unsere Teilnahme am Projekt haben wir - wie oben aufgeführt -
auf unterschiedlichen Ebenen profitieren können.


Um uns nachhaltig diese Weiterentwicklung zu sichern, veranstalten wir im März eine Haus- und Erzieherkonferenz mit dem Thema „Wie können wir uns nachhaltig sichern, das Thema Partizipation auf den unterschiedlichen Ebenen präsent zu halten bzw. kontinuierlich weiterzuentwickeln?“

Zudem wurde beschlossen, dass auch nach Ablauf der Projektdauer zum 30.04.2017 der Arbeitskreis Partizipation fortgeführt wird, sowie ein Stellenanteil von 10% für eine Partizipationsbeauftragte in der Einrichtung geschaffen wird.



Yvonne Blaschke
Multiplikatorin