Partizipation als Chance
unserer Pädagogik

Einrichtung

Zentrum guterhirte Ulm

*Mitdenken, Mitreden, Mitplanen, Mitentscheiden, Mitgestalten und Mitverantworten. Im Zentrum >guterhirte< sind diese Möglichkeiten der Beteiligung schon lange ein Teil unserer Einrichtungskultur und unserer pädagogischen Grundhaltung. Zu unserem pädagogischen Selbstverständnis zählt es, Kinder und Jugendliche umfassend und angemessen wertzuschätzen und an unserem Einrichtungsleben zu beteiligen. So kann verantwortungsvolle Pädagogik gelingen und gemäß unseres Leitbildes „die Bereitschaft der jungen Menschen geweckt und gestärkt werden, Verantwortung für sich selbst, für den Anderen, für die Anderen und für die Schöpfung zu übernehmen.“


Partizipation als gelebte Einrichtungskultur

ist von der Einrichtungsleitung gewünscht und gewollt und wird durch sie auch gelebt. Dies wiederum führte zur Ermöglichung/Motivation sich aktiver einzubringen, dem Gefühl gehört zu werden und einer Stärkung der Eigenverantwortung, denn
"wer sich nicht kundtut, kann auch nichts verändern!" (Mitarbeiter)

Partizipation ist Thema in Teamsitzungen, Leitungsrunden, Hauskonferenzen, Veranstaltung >guterhirte< im Gespräch, thematischen Arbeitskreisen, Gruppensitzungen, im Heimrat, bei Veranstaltungen der Einrichtung. Indikatoren für ein beteiligungsfreundliches Klima in unserer Einrichtung sind: regelmäßige Teamsitzungen in allen Bereichen mit Informationsweitergabe, Reflexion und Austausch. Dabei ist auch regelmäßig der Leitende Fachdienst mit dabei. So ist ein offener Austausch möglich. Verschiedene Gremien und Arbeitskreise bieten den MitarbeiterInnen die Möglichkeit, Ideen und Gedanken einzubringen. Partizipation wird auf allen Teamebenen gelebt- gleich welchen Status (Hauptamtliche, Auszubildende, Praktikanten).

Eine Befragung zum Thema Partizipation zum Beginn des Projekts hat verdeutlicht, dass die Kinder und Jugendlichen sehr nah am Thema dran sind und Wissen um ihre Möglichkeiten der Beteiligung haben. Auf Mitarbeiterebene zeigte sich, dass einzelnen nicht bewusst ist, dass sie partizipativ mit den Kindern und Jugendlichen arbeiten. Daraus ergab sich der Arbeitsauftrag, diese pädagogische Grundhaltung sichtbar und nachvollziehbar zu machen. Die entwickelten Handlungsleitlinien für die Partizipation von Kindern und Jugendlichen und die Partizipation von MitarbeiterInnen bilden nun unser Grundverständnis von Beteiligung ab.

Der „gute Geist der Partizipation“ hat auch seinen festen Platz in der Qualitätsentwicklung. Die Schlüsselprozesse werden gemeinsam mit den MitarbeiterInnen erarbeitet. Das Personalführungskonzept wurde von der Leitungsebene in einem gemeinsamen Prozess entwickelt und in den einzelnen Teams vorgestellt. Von Seiten der MitarbeiterInnen wurden in Ergänzung zum Personalführungskonzept Handlungsleitlinien unter der Überschrift „ Woran wollen wir uns messen lassen?“ erstellt.

Die Beteiligung unserer Kinder und Jugendlichen wird in unserem Einrichtungsalltag gelebt durch:

  • //Informationen über die Einrichtung in unserer Begrüßungsmappe
  • //Die Kinder und Jugendlichen kennen ihre Rechte
  • //Kinder und Jugendliche dürfen und sollen ihre Bedürfnisse und Befindlichkeiten äußern
  • //Mitwirkung an allen Lebensbereichen und am Hilfeplanprozess
  • //Möglichkeit der Beschwerde
  • //VertrauenserzieherInnen als zusätzliche Ansprechpersonen
  • //Die Beteiligungs- und Mitbestimmungsmöglichkeiten sind bekannt (z.B. Gruppenabende, Vollversammlung…)
  • //Die gewählten GruppensprecherInnen bilden unseren Heimrat

Unser Heimrat als wichtiges Gremium der Kinder und Jugendlichen

Ihn gab es schon vor dem Start des Projektes und er hatte seinen Ursprung im Jahr 2012 in einem Mit-Mach-Arbeitskreis, der zunächst aus MitarbeiterInnen des Leitungsteams bestand und der es sich zur Aufgabe machte, zu erarbeiten an welchen Stellen eine Beteiligung der Kinder und Jugendlichen schon gelingt und wo es noch Bedarfe gibt. In einem zweiten Schritt wirkten auch Kinder und Jugendliche an diesem Prozess mit. Gemeinsam entstand der Wunsch, dass sich dieses Gremium regelmäßig trifft und dabei dessen Aufgaben klar beschrieben sind. Aus dem Mit-Mach- AK wurde unser Heimrat. Dieser bestand aus den GruppensprecherInnen der einzelnen Wohngruppen und der Gesamtleitung.

Mit Beginn des Projektes im Mai 2014 ergab sich für die Partizipationsbeauftragte die Aufgabe, den Heimrat mit zu begleiten, zu strukturieren und die Gesamtleitung zu unterstützen. Begonnen haben wir mit einem Klausurnachmittag an dem die GruppensprecherInnen der Wohngruppen und die Stellvertreter teilnahmen. Nach einer kleinen Vorstellungsrunde wurden in Kleingruppen die Arbeitsweise und die Aufgaben des Heimrates erarbeitet (nachzulesen unter: www.guterhirte-ulm.de). Sie bilden die Grundlage seines Wirkens.

Unser Heimrat hat sich so zu einem wichtigen Teil unserer Beteiligungskultur entwickelt und ist darin fest verankert.

sehr geschätzt und als hilfreich erlebt:

  • //Die Kinder und Jugendlichen erfahren sich als Teil des Prozesses
    und erleben Selbstwirksamkeit.
    „ Ich hätte nie gedacht, dass mein Vorschlag Wirklichkeit wird.“ (Mädchen, 16 Jahre)
  • //Es entstehen Schnittstellen und „Kooperationen“
    zwischen den Wohngruppen
  • //Gemeinsame Planungen und Organisationen fördern das Miteinander
    und das Verständnis füreinander
  • //Die Gesamtleitung erhält direkte Rückmeldung über die Befindlichkeiten
    und Wünsche der Jugendlichen. Die Teilnahme der Gesamtleitung wird
    von den Kindern und Jugendlichen als sehr wertschätzend erlebt,
    sie fühlen sich ernst genommen:
    „Wir besprechen Dinge dann direkt mit der Chefin. Das ist toll“
    ( Mädchen, 15 Jahre)

In den Zusammenkünften des Heimrates informiert die Gesamtleitung über aktuelle Themen, die die Einrichtung betreffen, und die GruppensprecherInnen bringen Anregungen und Anliegen der Gruppe mit ein. Dadurch hat der Heimrat eine Reihe von Aufgaben und Projekte mit seinen Ideen und seinem Engagement unterstützt und auf den Weg gebracht:

Regeln und Rechte

Der Heimrat organisierte Vollversammlungen zu den Themen Hofregeln und Schutzkonzept. In diesem Rahmen konnten die Kinder und Jugendlichen ihre Wünsche, Anliegen und Vorstellungen einbringen.

Unsere Begrüßungsmappe

Weil unsere Kinder und Jugendlichen am besten wissen, welche Informationen sie über die Einrichtung benötigen, wurden gemeinsam mit dem Heimrat in einer Arbeitsgruppe die Inhalte und Formulierungen dafür erarbeitet.

Unsere Feste und Feiern

Unserer Einrichtung ist es wichtig, sich auch zu feiern und sich abseits des pädagogischen Alltags zu begegnen. Der Heimrat hat sich zu einer sehr schönen Aufgabe gemacht, solche Anlässe mit zu gestalten. So ist es mittlerweile Tradition, dass er z.B. unsere Ostereiersuchaktion organisiert. Ein besonderes Fest ist der „Internationale Kochtag“. Er entstand aus der Idee und dem Wunsch, mehr mit den Unbegleiteten Minderjährigen Ausländern, welche in unserer Einrichtung leben, in Kontakt zu kommen und auf diesem Weg deren Kultur und Traditionen besser kennenzulernen.

Präsenz des Heimrates

Seit 3 Jahren nimmt der Heimrat am Jugendforum der Caritas teil und bereicherte dieses schon mit 2 Workshops für die Kinder und Jugendlichen. Auch auf der homepage des Zentrum >guterhirte< ist der Heimrat zu finden. Mit kleinen Beiträgen und Berichten informiert er über seine Arbeit. Im Eingangsbereich der Einrichtung kann man sich mit Hilfe einer Pinnwand erkundigen.

Beteiligung der UMA´s fördern

Durch die Teilnahme der Vertreter der Gruppen in denen UMA´s leben, an den Heimratssitzungen, ermöglicht der Heimrat die Integration und Annäherung und fördert das gegenseitige Verständnis.

Es braucht einen Kümmerer!!!

Das Engagement und die Teilnahme der Kinder und Jugendlichen sind nicht immer konstant und können durch persönliche und gruppenspezifische Befindlichkeiten, wechselnde Interessen oder auch Beendigungen der Maßnahmen beeinflusst werden. Deshalb ist es wichtig:

  • //den Heimrat pädagogisch zu begleiten
  • //die vielen Ideen zu strukturieren und bei deren Umsetzung zu unterstützen
  • //zu motivieren und zu stärken

Fazit – Ausblick

Unsere pädagogische Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen, die Zusammenarbeit der MitarbeiterInnen unserer Einrichtung sind geprägt von Beteiligung und Mitsprache. Durch das Projekt ist dies mehr ins Bewusstsein getreten und hat einen „Namen“ bekommen. Es hat bewirkt, dass die vielen Instrumente und Methoden, die wir schon anwenden und tun, gesammelt, sortiert und ins Bewusstsein gerufen wurden. Die gelebte Partizipation hat nun einen Rahmen und Strukturen, an denen wir uns orientieren können.

Beteiligungskultur ist fortdauernd. Die bestehenden Prozesse bedürfen der regelmäßigen Überprüfung, neue Impulse müssen aufgenommen und verfolgt werden. Deshalb bleibt die Funktion der/des Partizipationsbeauftragten unbedingt bestehen. Denn auch im ambulanten Bereich soll die Partizipation mehr in den Fokus rücken. Er ist Kümmerer, Wächter, Strukturgeber, Motivator…

"Sage es mir und ich werde es vergessen. Zeig es mir und ich werde mich daran erinnern. Lass es mich tun und ich werde es verstehen."
Konfuzius

Juliane Doehring
Multiplikatorin für das Projekt „ Partizipation als Chance unserer Pädagogik“ und Partizipationsbeauftragte des Zentrums >guterhirte<