Partizipation als Chance
unserer Pädagogik

Projektverlauf

Der Projektverlauf

Der Projektverlauf war in mehrere Phasen aufgeteilt. Zu Beginn der dreijährigen Projektzeit stand der Aufbau einer Projektstruktur, mit der die 13 beteiligten Einrichtungen vernetzt werden konnten. Zudem galt es, mit den Multiplikatoren die Erwartungshaltung an das Projekt, das Selbstverständnis und die Auftragsklärung aus den Einrichtungen zu erarbeiten. Nach dieser Aufbauphase konnte der Fokus auf die strukturelle Ebene gelegt werden. Dabei standen speziell die Themen Kommunikation und Vernetzung in den Einrichtungen im Vordergrund. Anschließend betrachtete das Projekt die kulturellen Aspekte der Partizipation und die Einrichtungen setzten sich mit Ihrer Einrichtungskultur auseinander. In einer Erprobungsphase galt es, die erarbeiteten Schritte auf ihre Alltagstauglichkeit zu überprüfen. In dieser Phase kreierten die Einrichtungen Projekte und konnten mit Unterstützung des Projektes gelingende Faktoren feststellen und Stolpersteine herausfinden. In dieser Phase entwickelten die Einrichtungen „ihr“ Partizipationsmodell. Mit der Formulierung von Empfehlungen zur Nachhaltigkeit konnte das Projekt im Frühjahr 2017 abgeschlossen werden.


Vorlauf

Im April 2014 startete die Projektleitung das Projekt „Partizipation als Chance unserer Pädagogik“ mit der Sichtung und Auswahl von Fachliteratur sowie einem Überblick bzw. einem Abgleich mit anderen Projekten zum Thema Partizipation. Im Fokus stand der Aufbau eines Netzwerkes innerhalb der AGE und mit anderen Projekten, Trägern und Personen. Dabei galt es, Fachwissen und Erfahrungen zu generieren, Synergien zu nutzen und Doppelungen bzw. Parallelprozesse zu anderen Projekten zu vermeiden. Mit dem Steuerungskreis des Projektes wurden die Rahmenbedingungen, die Zieldefinitionen sowie die strategische Ausrichtung konkretisiert.

Erste Projektschritte waren:

  • //die Erstellung einer Projektorganisation
  • //der Aufbau einer Projektstruktur, die die beteiligten Einrichtungen miteinander vernetzt
  • //die Entwicklung einer dialogischen Prozessbeteiligung der Einrichtungen mittels einer Regelung der Kommunikationswege und der Schaffung einer Forenstruktur (Multiplikatorentreffen)

Zu Beginn des Projektes galt es bei den 13 beteiligten Einrichtungen die Erwartungshaltung der Multiplikatoren an das Projekt sowie die Erwartungshaltung der Einrichtungsleitungen an das Projekt und an ihre Multiplikatoren zu klären und in Einklang zu bringen. Neben der Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen, die in das Projekt integriert werden sollten, standen die Mitarbeitenden der Einrichtungen bei der Entwicklung

einer partizipativen Einrichtungskultur im Fokus. Während Partizipation auf Ebene der Kinder und Jugendlichen häufig bereits konkreter greifbar war, wurde auf Ebene der Mitarbeitenden die Erwartung formuliert, die Partizipationskultur als einen dialogischen Prozess in den Einrichtungen zu gestalten und die Mitarbeitenden dabei entsprechend „mitzunehmen“. Auf Einrichtungsebene wurde von den Einrichtungsleitungen eine Kultur der Partizipation auf breiter Basis quer durch alle Bereiche gewünscht.

Herausforderungen zu Beginn des Projektes:

  • //Koordination eines gemeinsamen Projektes mit
    13 beteiligten Einrichtungen
  • //Heterogene Trägerlandschaft bzgl. Angebote, Platzzahl, Mitarbeiterzahl…
  • //unterschiedliche Ausgangssituationen in den Einrichtungen
    zu Projektbeginn
  • //unterschiedliches Tempo bei den Prozessen
    (während des gesamten Projektverlaufs)
  • //zum Teil erhebliche räumliche Entfernungen zwischen den Trägern
    (Mulfingen – Ravensburg od. Stuttgart – Leutkirch)
  • //Gemeinsamkeiten entdecken und Synergien nutzen – Arbeitsgemeinschaften bilden
  • //Entwicklung einer kooperative Haltung und Zusammenarbeit – „Nehmen und Geben-Haltung“

„Wir starten gemeinsam“ (ab Mai 2014)

Im Mai 2014 nahmen die Multiplikatoren aus den Einrichtungen ihre Arbeit auf. Beim Ersttreffen der Multiplikatoren wurden die Projektidee, der Fokus und die Zielsetzungen vorgestellt und abgestimmt. Wichtiger aber war zunächst das gegenseitige Kennenlernen. Wer kommt aus welcher Einrichtung und aus welchem Arbeitsfeld? Was sind die Besonderheiten der jeweiligen Einrichtungen? Welche Vorstellung bzw. welche Erfahrungen von Partizipation bringen die Multiplikatoren mit? Welche Vorstellung haben Sie von ihrer Multiplikatorenrolle? Und was ist für sie reizvoll an diesem Thema?

Erwartungshaltung der Multiplikatoren an das Projekt:

  • //Transparenz innerhalb der Einrichtung
  • //mehr Zufriedenheit auf allen Ebenen – Kinder/Jugendliche/Eltern/Mitarbeitende/Kooperationspartner
  • //Wohlfühlfaktor in der Einrichtung steigern
  • //Überprüfung der bisherigen Konzeption, der Werkzeuge und Instrumente
  • //konkrete Projekte in den Einrichtungen umsetzen
  • //mündige Kinder und Jugendliche
  • //den Kindern und Jugendlichen Sicherheit, Selbstwirksamkeit geben – Prävention vor grenzverletzendem Verhalten

Welche Chancen offeriert das Projekt aus Sicht der Multiplikatoren?

  • //Umsetzungserfolg – Erarbeitetes soll im Alltag spürbar werden
  • //Qualitätssteigerung – Wissenszuwachs bei den Beteiligten
  • //neue Ideen und neue alternative Handlungsansätze
  • //Lebenswelt der Kinder/Jugendlichen/Familien als Ansatzpunkt
  • //dokumentierter Orientierungsleitfaden

Die „innere“ Ausgestaltung der Projektstruktur

Eine Gesamtplanung mit den Projektphasen und eine Jahresplanung mit Schwerpunktthemen wurden gemeinsam mit den Multiplikatoren (im Multiplikatorentreffen) und den Einrichtungen (bei den Einrichtungsgesprächen) abgestimmt. In der Regel wurden die Multiplikatorentreffen von einem Vorbereitungsteam, bestehend aus 2-3 Multiplikatoren und der Projektleitung, vorbereitet. Die Multiplikatorentreffen wurden als Ort für Austausch, Anregungen, Ideenbildung, Synergiefindung und Reflektion angelegt. Dabei hatten wir uns verpflichtet, Internas nur anonymisiert weiterzutragen. Im Jahr gab es vier bis fünf Treffen (insgesamt 13 Treffen) – diese fanden ganztags statt.

Die Projektleitung stellte den Informationsfluss sicher – zwischen den Multiplikatorentreffen in der Regel über Rundmails oder Telefonate.

Die Projektleitung fungierte als Bindeglied und Sprachrohr zwischen den Einrichtungen und zur AGE. Das Projekt wurde auf der AGE-Homepage (www.age-drs.de) installiert und für die Multiplikatoren zugänglich gemacht. Dort wurden Protokolle und Informationsmaterial in einer „Schatzkiste“ abgelegt. Zum besseren Kennenlernen der Einrichtungen trug jede Einrichtung ein Multiplikatorentreffen aus und konnte dabei ihre Angebote und ihr Partizipationsmodell vorstellen. Wir sind in den drei Jahren in allen 13 Einrichtungen gewesen. Für eine positive Gruppendynamik haben wir immer wieder „Oschuggerle“ eingestreut.

Kickoff – wir starten in den Einrichtungen

Zur Implementierung des Projektes hatten sich Kickoff-Veranstaltungen in den Einrichtungen bewährt, da hier seitens der Leitung gezielt über das Projekt, seine Inhalte und Ziele sowie die Haltung, mit der man das Projekt angehen wollte, in die Breite informiert werden konnte - Adressaten waren Kinder/Jugendliche und Mitarbeitende der Einrichtung. Acht Einrichtungen haben zeitnah nach dem Projektbeginn eine Kickoff-Veranstaltung initiiert, um in der Einrichtung über das Projekt zu informieren und zu signalisieren, dass man sich dabei gemeinsam im Sinne eines dialogischen Prozesses auf den Weg machen wird. In zwei Einrichtungen war das Thema bereits implementiert. In Einrichtungen, in denen Partizipationsstrukturen schon länger verankert waren, boten sich Maßnahmen an, die auf eine regelmäßige Sensibilisierung bzw. eine Vertiefung der Thematik abzielten – bspw. durch regelmäßig stattfindende gemeinsame Workshops mit Leitung, Mitarbeitenden und Kindern/Jugendlichen.

Drei Einrichtungen hatten vor Projektbeginn das Thema Partizipation in pädagogischen Konferenzen vorbereitet.

Als sehr gelungen wurden Kickoff-Veranstaltungen beschrieben, bei denen die Kinder/Jugendlichen und die Mitarbeitenden bereits bei der Vorbereitung und dann auch bei der Durchführung unmittelbar beteiligt waren. Dazu wurden im Vorfeld Projektgruppen bestehend aus Leitungskräften, Mitarbeitenden und Kinder/Jugendlichen einberufen. Im Anschluss an die Kickoff-Veranstaltungen war es einigen Einrichtungen gelungen, sofort einen AK Partizipation bzw. ein Beteiligungsgremium für Kinder/Jugendliche ins Leben zu rufen. Ín anderen Einrichtungen haben bereits vorhandene Gremien wieder einen neuen „Schub“ bekommen. Eine Einrichtung hat den Prozess der Kickoff-Veranstaltung mit einem Videoprojekt dokumentiert. Nachdem die Feinabstimmung der Projektorganisation stand und das Projekt in den Einrichtungen bekannt war, konnte der Projektverlauf in 4 Phasen unterteilt und aufgebaut werden.

1. Phase mit dem Fokus auf Kommunikation und Vernetzung (ab Juli 2014)

In dieser ersten Phase standen strukturelle Fragen im Vordergrund. Ausgehend von der Grundannahme, dass für einen gelingenden Partizipationsprozess eine ausreichende Information gewährleistet sein muss, lag der Fokus zunächst auf den Kommunikationsstrukturen in den Einrichtungen.

Wie waren die Multiplikatoren zu diesem Zeitpunkt in ihren Einrichtungen bereichsübergreifend vernetzt? Damit die Multiplikatoren ihrer Rolle gerecht werden konnten, brauchte es:

  • //eine Vernetzung mit der Leitungsebene
  • //regelmäßige Gespräche mit der Einrichtungsleitung
  • //die Einrichtung eines Arbeitskreises/einer Projektgruppe
  • //„Kümmerer“ in den verschiedenen Bereichen (besonders bei dezentral aufgestellten Einrichtungen)
  • //eine Vernetzung mit den Kindern und Jugendlichen über Gremien und direkt auf den Gruppen

In der Regel war die Multiplikatorentätigkeit auf eine Person zugeschnitten. Eine Einrichtung hatte ein Tandemmodell, bei dem ein Bereichsleiter und eine Wohngruppenmitarbeiterin sich die Aufgaben teilen. Vier Multiplikatoren

hatten Bereichsleitungsfunktion oder ähnliches und waren dadurch über Einrichtungsprozesse unmittelbar informiert bzw. gestalten diese aktiv. Alle Multiplikatoren waren mit ihren Einrichtungsleitungen in Kontakt. Es fanden in 11 von 13 Einrichtungen regelmäßige Gespräche zwischen der Einrichtungsleitung und den Multiplikatoren statt. Die Besprechungskultur reichte von direkten Gesprächen zwischen Einleitungsleitung und Multiplikator (in der Regel einmal im Monat) und Leitungsbesprechungen bis hin zu Projektgruppen bzw. Arbeitskreisen, bei denen die Einrichtungsleitungen und die Multiplikatoren involviert waren. Die Einrichtungen haben in dieser Projektphase eine Besprechungsstruktur geschaffen, bei der die Multiplikatoren in Gremien, in Arbeitskreisen oder Projektgruppen vertreten sind, um ihrem Auftrag nachkommen zu können.

Abschließend in dieser Projektphase waren die Einrichtungen angehalten, ihre Kommunikationsstrukturen anzuschauen und mit dem Fokus auf Partizipation zu überprüfen. Wie sind die einzelnen Ebenen und die verschiedenen Bereiche der Einrichtungen miteinander vernetzt? Wie sind die Informationswege definiert und wo sind die Orte, an denen über Partizipation gesprochen wird? Zum Abschluss dieser Projektphase fand dazu eine Auswertung statt.

2. Phase mit dem Fokus auf die Einrichtungskultur
(ab Oktober 2014)

Nachdem in der ersten Projektphase der Fokus auf die strukturelle Ebene gerichtet war, arbeiteten die Einrichtungen anschließend an der Partizipationskultur – an ihrer Einrichtungskultur und setzten sich mit Haltungsfragen auf Leitungsebene und bei den Mitarbeitenden auseinander. Das waren interne – aus Projektsicht heterogene - Prozesse, die bei der Gewichtung der Themen und in der Prozessgeschwindigkeit weniger Gemeinsamkeiten aufwiesen als die strukturellen Fragen.

Hier zeigten sich zum ersten Mal verstärkt die am Beginn beschriebenen Herausforderungen an das Projekt (heterogene Trägerlandschaft, unterschiedliche Ausgangssituationen in den Einrichtungen und unterschiedliches Tempo bei den Prozessen). Dennoch fand auch hier ein intensiver Austausch statt und die Multiplikatoren konnten viele Anregungen mit in ihre Einrichtungen nehmen.

Die Einrichtungskultur stellt das Fundament für gelingende Partizipation

Damit Partizipation als gelebte Alltagskultur spürbar wird, waren neben dem Vorhandensein formal festgeschriebener Teilhabe- und Beschwerdeverfahren die Einrichtungskultur und die Haltung der Mitarbeitenden im Projektfokus. Die Kultur einer Einrichtung ist von vielen Faktoren geprägt. Von wesentlicher Bedeutung ist aber die Haltung der Einrichtungsleitung. Dies kann sich in einem Leitbild oder ähnlichem manifestieren. Spürbar wird sie allerdings erst in der alltäglichen Interaktion mit den Mitarbeitenden und mit den Kindern/Jugendlichen.

Was also könnte eine beteiligungsfreundliche Einrichtung auszeichnen? exempl. Ergebnisse aus dem 3. Multiplikatorentreffen

  • //ein Leitbild zur Orientierung
  • //die Verlässlichkeit der Vorgesetzten
  • //wertschätzender Umgang aller Beteiligten
  • //eine Kommunikation auf Augenhöhe
  • //das Erleben von Selbstwirksamkeit
  • //ein Lob für die geleistete Arbeit
  • //das Vertrauen, das einem entgegengebracht wird
  • //die Identifikation mit der Einrichtung
  • //die Bereitschaft und der Mut zu Veränderung
  • //ein vorhandenes Demokratieverständnis
  • //vorhandene Strukturen, die Beteiligung auf unterschiedlichen Ebenen ermöglichen (Arbeitskreise, Gremien, Konferenzen)
  • //transparente Strukturen und Informationsfluss

Und als Stolpersteine wurden exemplarisch benannt:

  • //ein autoritärer Führungsstil
  • //das Festhalten an festgefahrenen Strukturen (in der Kommunikation)
  • //„Bossing“ – egal auf welcher Ebene
  • //ungeregelte Strukturen
  • //ein vorhandenes Schattensystem
  • //die Angst vor Machtverlust

Partizipation – alles eine Frage der Haltung?

Wie authentisch Partizipation von jeder/m Einzelnen gelebt wird, ist neben der Einrichtungskultur maßgeblich von ihrer/seiner persönlichen Haltung abhängig. Ein partizipativer Arbeitsstil kann daher von der Einrichtung gefordert, aber nicht verordnet werden. Allerdings lassen sich Faktoren feststellen, die zu einer partizipativen Haltung beitragen:

  • //beteiligungsfreundliche Einrichtungskultur s.o.
  • //partizipative Mitarbeiterführung und Weiterentwicklung des Personals
  • //Wertschätzung der Mitarbeitenden
  • //positive Feedbackkultur mit Anerkennung der geleisteten Arbeit
    (von Vorgesetzten, im Team und unter Kollegen)
  • //konstruktiver und lösungsorientierter Umgang mit Beschwerden,
    Kritik und Fehlern
  • //Identifikation mit der Einrichtung und dem Arbeitsauftrag
  • //eigene fachliche Professionalität und Weiterentwicklung am Arbeitsplatz
  • //Selbstreflektion der eigenen Werte und Haltung
  • //Partizipation als Erfolgsfaktor in der pädagogischen Arbeit
    erfahren und verstehen lernen

Mit diesen Erkenntnissen machten sich die Multiplikatoren auf den Weg und die Einrichtungen „bearbeiteten“ ihre Einrichtungskultur. In den darauffolgenden Multiplikatorentreffen konnten Erfahrungen, gelingende Faktoren und Stolpersteine gemeinsam reflektiert werden. Die gelingende Beteiligung der Kinder/Jugendlichen und der Mitarbeitenden im Alltag ist also maßgeblich von der Einrichtungskultur und persönlichen Haltungen abhängig. In dieser Projektphase haben wir in den Einrichtungen Indikatoren gesammelt, die auf ein beteiligungsfreundliches „Klima“ hindeuteten.

1. Zwischenfazit (Februar 2015)

Zum Abschluss der zweiten Phase fand mit den Einrichtungsleitungen und den Multiplikatoren eine weitere Auswertung zum Prozessstand in den Einrichtungen statt. Dabei variierte der Stand der Partizipationsprozesse in den einzelnen Einrichtungen sehr stark. Während einige Einrichtungen bereits bestehende und festgeschriebene Teilhabe- und Beschwerdeverfahren hatten, waren andere Einrichtungen noch dabei, diese zu entwickeln bzw. bereits Vorhandenes zu sammeln und zu sichten und „in Form“ zu bringen. Einrichtungen mit bereits bestehenden Teilhabe- und Beschwerdeverfahren für Kinder/Jugendliche und Mitarbeitende konnten diese im Alltag auf ihre partizipative Wirkung überprüfen. Die anderen Einrichtungen waren da zum Teil noch am Überlegen bzw. am Ausprobieren. So ziemlich alle Einrichtungen stellten aber zu diesem Zeitpunkt fest, dass Partizipation intern unterschiedlich von den Mitarbeitenden gelebt wird - und das unabhängig vom formalen Stand.

Eine Zielsetzung des Projektes war, dass Partizipation eine gelebte (pädagogische) Alltagskultur in den Einrichtungen wird. Darum wurde in dieser Projektphase nach der Wirksamkeit des Projektes auf Einrichtungsebene gefragt. Waren schon Veränderungen bei den Mitarbeitenden zu beobachten? Und was kam bei den Kindern, Jugendlichen und den Eltern im Alltag an?

Intern wurden in den Einrichtungen weitere Befragungen für Kinder und Jugendliche sowie für Mitarbeitende durchgeführt.

Dabei lag der Fokus auf:

  • //einem generellen Verständnis für die Themen Teilhabe und Beschwerde
  • //der Zugänglichkeit der Teilhabe- und Beschwerdeverfahren
  • //einer Reflektion bisher gemachter Erfahrungen
  • //den Stand der Zufriedenheit mit den bestehenden Verfahren

Hier galt es, einen Überblick über den Stand der Partizipation in der Einrichtung und die Zufriedenheit damit zu bekommen. Die Kinder und Jugendlichen wurden dabei in die Prozesse integriert, indem ihre Rückmeldung, ihre Ideen und ihre Kritik abgefragt und gemeinsam mit ihnen die bestehenden Verfahren geprüft oder alternative Verfahren erarbeitet wurden.

Die Qualität eines Teilhabe- und Beschwerdeverfahren zeigte sich im Alltag darin, ob und wie die Kinder und Jugendlichen es nutzen und damit umgehen können. Mehrere Einrichtungen hatten bereits beschlossen, diese Umfrage regelmäßig zu wiederholen, um ein entsprechendes Feedback zur Wirkung des Partizipationsprozesses (auch über das Projektende hinaus) zu bekommen.

3. Phase – Wir probieren aus! (ab Juli 2015)

Zu Beginn dieser Phase galt es nochmals verstärkt, Synergiemomente zu finden. Um die einzelnen Prozessschritte gemeinsam reflektieren zu können, wurde mit den Multiplikatoren eine Vorschlagsliste erarbeitet. In Rücksprache mit den Einrichtungen wurden die Themen priorisiert.

Trotz des heterogenen Prozessstandes war es im Projekt gelungen, Themen zu finden, die (fast) alle Einrichtungen gleichermaßen ansprachen und die in den internen Prozessen der Einrichtungen platziert werden konnten.

Projektphase – Willkommenskultur

Seit Sommer 2015 kümmerten sich die Einrichtungen gemeinsam um das Thema Willkommenskultur. Dieses Thema eignete sich insofern hervorragend, da das Ankommen in der Einrichtung ein wichtiges Moment zu Beginn einer Hilfe für die Kinder und Jugendlichen darstellt, das mitunter großen Einfluss auf den weiteren Verlauf der Hilfe nimmt. Bei den unterschiedlichen Akteuren der Einrichtungen war das ein weitestgehend unstrittiges Terrain, sodass bei der Entwicklung einer Begrüßungskultur das partizipative Zusammenspiel der verschiedenen Ebenen (Leitung-Mitarbeitende-Adressaten) erprobt werden konnte. Dabei sind tolle Willkommensbroschüren oder Flyer entstanden, die hier betrachtet werden können.

Ein weiterer gemeinsamer Prozess, den einige Einrichtungen gehen konnten, war die Installation von Vertrauenspersonen als Bestandteil eines effektiven Beschwerdeverfahrens. In sieben Einrichtungen fanden Wahlen statt und die von den Kindern und Jugendlichen gewählten Vertrauenspersonen konnten in einer mehrtägigen Fortbildung geschult werden. Frau Triska ist Referentin für Erziehungshilfen im Diözesancaritasverband Freiburg. Sie begleitete das Projekt in dieser Phase und führte auch die Fortbildung durch.

Die Einrichtungen bewegten sich jetzt in einer Phase des Ausprobierens und sollten bei den nun stattfindenden partizipativen Prozessen diese Fragestellungen stets im Fokus haben:

  • //Sind unsere Strukturen so angelegt, dass Partizipation befördert wird?
  • //Mit welcher Haltung gehen wir das Thema an?
  • //Informieren wir die Kinder und Jugendlichen und die
    Mitarbeitenden ausreichend?
  • //Und wie kommunizieren wir innerhalb der Einrichtung?
  • //Wie werden die neuen Themen in der Einrichtung eingeführt?
  • //Und wer ist verantwortlich dafür?
  • //Wer steuert den weiteren Prozessverlauf?
  • //Und wer sichert die Ergebnisse?
  • //Wie können wir die Ergebnisse im Sinne der
    Nachhaltigkeit dokumentieren?
  • //Und wo haben Anregungen und Kritik im Prozess ihren Platz?
  • //Wo kann man sich beschweren und was passiert mit der Beschwerde?

Anhand dieser Fragestellungen konnten die Einrichtungen ihre internen Prozesse betrachten und hinterfragen. Gelingendes galt es jetzt zu verschriftlichen. Stolpersteine konnten erkannt und ggf. alternative Wege gesucht werden.

Die Einrichtungen beschreiben die Ergebnisse – also ihre Partizipationsmodelle - in ihren Good Practice Berichten, die neben dem Prozessverlauf vor allem die gemachten Erfahrungen und die erzielte Wirkung beschreiben.

2. Zwischenfazit (Dezember 2015)

Während der laufenden Erprobungsphase waren die Einrichtungen angehalten, ihre Partizipationsprozesse zu reflektieren. Dabei stellte sich zuerst die Frage, woran es festgemacht werden kann, dass Partizipation im Alltag der Kinder und Jugendlichen gelingend stattfindet? Aus den Rückmeldungen der Einrichtungen ließen sich differenzierte Indikatoren feststellen.

Zudem erschien es uns interessant zu hinterfragen, welche Konzepte, Strategien und Werkzeuge sich in den Einrichtungen bei der Gestaltung von Partizipationsprozessen bewährten.

Neben diesen genannten Faktoren, die gelingende Partizipationsprozesse begünstigen, war es uns ebenso wichtig, die Stolpersteine, die die Entwicklung einer partizipativen

Einrichtungskultur gefährden oder zumindest erschweren, auszumachen und zu beschreiben, um mit diesen Erfahrungen alternative Strategien entwickeln zu können. Im Prozessverlauf konnten die Einrichtungen aufgrund ihrer Erfahrungen differenziert beschreiben, welche Stolpersteine den Partizipationsprozess behinderten.

Für die einrichtungsinternen Prozesse hin zu einer partizipativen Einrichtungskultur, waren eine dialogisch gestaltete Kommunikationskultur und das regelmäßige Einholen von Feedbacks der Beteiligten von großer Bedeutung. Partizipation ist nur dann gelingend und erfolgreich, wenn die Beteiligten eine Selbstwirksamkeit in ihrem Handeln erfahren. Daher sollte die Wirksamkeit partizipativer Prozesse stetig hinterfragt und diese Prozesse, entsprechend den Rückmeldungen, ggf. modifiziert werden.

4. Phase – Wir sichern ab (ab Oktober 2016)

Mit den gemachten Erfahrungen aus der Erprobungsphase konnten wichtige Erkenntnisse für eine nachhaltige Verankerung der Partizipation in den Einrichtungen gewonnen werden. Partizipation sollte eine grundlegende Arbeitshaltung – ein Arbeitsprinzip – in den Einrichtungen und bei den Mitarbeitenden werden. Partizipation ist zunächst ein kleines sensibles Pflänzchen, dass bei guter Pflege und kontinuierlicher Fürsorge wächst und gedeiht, wunderschöne Blüten trägt und dicke Wurzeln schlagen wird. Was es dafür braucht, haben wir in einem gemeinsamen Prozess in der abschließenden Projektphase zusammengetragen.

In einem Multiplikatorentreffen wurde zunächst basierend auf den gemachten Erfahrungen eine Vorlage erstellt. Diese war in den Einrichtungen die Grundlage für weitere einrichtungsspezifische Ausführungen. Auf AGE-Ebene konnte dann ein Entwurf „Empfehlungen zur Nachhaltigkeit“ eingebracht werden, mit dem Ziel, die Einrichtungen für eine Selbstverpflichtung zu gewinnen.

Partizipation als Chance unserer Pädagogik

„Was braucht es, damit diese gute Pädagogik weitergeführt und gefördert werden kann?“ Aus unserer dreijährigen Projektarbeit haben wir viele Erkenntnisse darüber gewonnen, welche Faktoren zu einem gelingenden Partizipationsprozess in der Einrichtung beitragen. Wir haben kontinuierliche Fortschritte erlebt und waren gleichfalls starken Schwankungen in unseren Prozessen unterworfen.

Aus diesen Erkenntnissen heraus konnten wir Empfehlungen für unsere Einrichtungen erarbeiten, die sowohl die strukturelle Ebene der Einrichtung als auch deren Kultur betreffen, die definieren, welche Ressourcen es dazu braucht und wo die Verantwortlichkeiten für den Partizipationsprozess liegen. Die Empfehlungen gehen dabei differenziert auf die verschiedenen Ebenen der Einrichtung (Leitung, Mitarbeitende, Kinder/Jugendliche) ein.